Creating New Spaces: Approaches to Colonial Heritage in Early Music

Vorträge, Austausch und gemeinsames Frühstück

zamus: early music festival

24.05.25, 10:00–14:00 Uhr

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Preis: Eintritt freimehr Infos
Auch dieses Jahr beschäftigt sich das Symposium mit historisch gewachsenen Strukturen der Ungleichheit und mit der Frage, wie diesen in der Alte-Musik-Szene heute begegnet und entgegengewirkt werden kann. Das Symposium soll einen Raum bieten, in dem gemeinsam neue Strategien in der Alten Musik imaginiert, diskutiert und angeregt werden können. Viele Werke der Alten Musik stammen aus der Kolonialzeit und sind eingebettet in koloniale Denktraditionen. Mit diesem Erbe setzt sich das diesjährige Symposium auseinander: Welche kolonialen Praktiken und Wissensformen prägten die Alte Musik, welche prägen sie weiterhin? Was ist dagegen von dekolonialen und weiteren machtsensiblen Ansätzen zu lernen – auf theoretischer, vor allem aber auf praktischer Ebene? Mehrere Vorträge, Erfahrungsberichte und eine gemeinsame Gesprächsrunde betrachten diese Fragen aus Perspektiven der Kunst und Musik. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Besetzung
Dr. Rahab Njeri, Änne-Marthe Kühn & Leyla Ercan Hugo Miguel de Rodas Sanchez, Jorge Silva, Christina Zintl
Programm
10:00–10:30 Colonial Shadows: Toward a Decolonial Future? Dr. Rahab Njeri, Universität Köln Die engen Verstrickungen von Ästhetik und kolonialem Erbe werden häufig übersehen. Der Vortrag erkundet dekoloniale Ansätze zur Rückgewinnung künstlerischer Räume. Dekoloniale Ästhetik stellt koloniale Konstrukte in Frage durch einen Fokus auf marginalisierte Stimmen und nicht-westliche, vorkoloniale, indigene Kunst- und Wissensformen. Dabei wird auch ihr Potenzial für eine befreiende Praxis aufgezeigt. Dr. Rahab Njeri ist Historikerin und Aktivistin. Ihre Forschungsgebiete sind u. a. Postcolonial Gender Studies, Intersektionalität, Schwarzer Feminismus und Critical Whiteness Studies. Sie ist Trainerin, Moderatorin und Gründerin der Kemet Awards for Achievement in African Languages (KAAAL). Derzeit ist sie Beraterin für Rassismuskritik an der Universität Köln. 10:30–11:00 Diversity and Sensitivity Reading: A Practical Approach to Problematic Content in Opera and Oratorio Leyla Ercan, Critical Classics Wie können wir problematische, oftmals im Kolonialismus gründende Inhalte in historischen Libretti erkennen und ihnen begegnen? Einige Möglichkeiten des Umgangs mit Rassismus, Exotismus und Sexismus werden anhand der Arbeit von Critical Classics und ihren Editionen der „Zauberflöte“ und „Johannes-Passion“ vorgestellt. Die Initiative Critical Classics erarbeitet diskriminierungsfreie Editionen von Opern, Operetten und Oratorien. Ziel des interdisziplinären Teams ist, das allgemeine Bewusstsein für diskriminierende Sprache in Opernlibretti zu schärfen und eine Diskussion über den Umgang mit deren problematischen Inhalten anzuregen. 11:00–11:30 Transculturation of Sound: Music and Colonialism in Colonial Hispanic America Hugo Miguel de Rodas Sanchez Während der spanischen Kolonialzeit vom 16. bis 19. Jahrhundert entstanden musikalische Praktiken und Traditionen sowie neue Wege des Musikverstehens und -schaffens, von denen viele bis heute bestehen. Der Vortrag setzt sich mit diesen auseinander und plädiert für einen kritischen Ansatz zum Thema Kolonialismus und Musik in Lateinamerika, der nicht nur die Musikwissenschaft, sondern auch die Ethnomusikologie, Anthropologie und Geschichte einbezieht. Hugo Miguel de Rodas Sanchez ist Lautenist und Barockgitarrist. Er musiziert mit diversen renommierten Orchestern und ist Gründungsmitglied des Ensembles Los Temperamentos. Sein Repertoire reicht von Renaissancemusik bis hin zum Hard Rock der 1980er Jahre und umfasst auch traditionelle mexikanische und lateinamerikanische Musik. 12:00–12:30 Origins of Dances: Colonial Narrative in Early Music Dances Jorge Silva Der Vortrag befasst sich mit den Ursprüngen einiger Tänze in der Alten Musik und erkundet, wie diese angeeignet und verändert wurden, um sich in ein Narrativ der Kolonialstaaten und deren höfischen Gesellschaften einzufügen. Tänze wie etwa die Sarabande, die als sinnlicher, schneller Tanz bekannt war, um die Göttin der Fruchtbarkeit anzurufen und sich zu einem langsamen, nachdenklichen Tanz wandelte. Ähnlich gilt die Gigue heute als ein aus England stammender Tanz, trotz ihrer Bezüge zu der Canarie und den Kanarischen Inseln. Jorge Silva ist Cembalist, Pianist und Sänger und tritt regelmäßig in ganz Europa als Rezitalist, Orchester- und Kammermusiker auf. Für das Jahr 2025 wurde er eingeladen, als künstlerischer Leiter des ersten Barock.festivals in Cabo Verde zu fungieren, wohin er kulturelle Bindungen hat. 13.00 – 14.00 Gemeinsame Gesprächsrunde mit Änne-Marthe Kühn, Hugo Miguel de Rodas Sanchez, Dr. Rahab Njeri, Jorge Silva, Christina Zintl u. a. Zum Abschluss des Symposiums werden die verschiedenen Vortragsthemen und die Perspektiven der Vortragenden in einer gemeinsamen Gesprächsrunde in Dialog gebracht. Hier gibt es Raum für offengebliebene bzw. weiterführende Fragen und Zeit, um das Gehörte zu reflektieren, zu vertiefen und weiterzudenken. Wo sind Verbindungen und Anknüpfungspunkte zwischen den verschiedenen Themen und Branchen? Wo und was lässt sich voneinander lernen? Was können wir für die weitere Praxis in der Alten Musik mitnehmen?